Am Montag ging es los. Morgens bringt mich H. zum Bahnhof und den Abschied gestalten wir kurz, damit er nicht zu schwer wird. Der Zug steht schon da und so gibt es den letzten Abschiedskuss, weil H. arbeiten muss.
Die Umstiege klappen problemlos und so bin ich Nachmittags in Fulda. Ich habe ein Bett im Pilgerzimmer und hole mir den Schlüssel ab. Irgendwie fühle ich mich surreal und leer. Die riesige Vorfreude ist einer kleinen Bange gewichen und ich will nicht darüber nachdenken.
Ich gehe los und schaue mir Fulda an. Ein hübsch heraus geputztes Städtchen mit einem frisch sanierten Schloss und einen herrlichen Schlosspark indem die Beete voll Frühlingsblumen betörend duften. Am Dom sind die Ampeln ganz besonders. Eine Kerze zum Start entzünde ich im Dom und bitte um eine gute Zeit.
Den ersten Stempel bekomme ich in der Michaeliskirche.
Abends gehe ich früh schlafen, um am nächsten Tag die Frühschicht, eine katholische Messe in der Fastenzeit, zu erleben. Mit Mütze und Handschuhe laufe ich 6 Uhr zur Kirche, welche in der Morgendämmerung in zartem Lila erstrahlt. Die rosa blühenden Bäume perfektionieren das ergreifende Bild. In der Kirche brennen Kerzen und der Pfarrer Stefan Buß, der mich eingeladen hat, hält eine schöne Predigt über den verlorenen Sohn, die mich auf dem Weg beschäftigt. Anschließend bin ich noch zum Gemeindefrühstück eingeladen. Was für ein wundervoller Start.



Dann laufe ich tatsächlich los und viel auf Asphalt. Zuerst suche ich den Weg und komme aus Fulda heraus. Irgendwo verpasse ich den Abzweig und da ich nicht laufend in die Karte geschaut habe, gehe ich ca.3 km in die Falsche Richtung, bevor ich es merken und umdrehen. Ich finde einen Wanderweg der auch zurück führt und so entkommen ich ein Stück der Straße. Auf einer Bank mache ich nach 10 km die erste Pause und genieße den inzwischen warmen Sonnenschein.
An einem alten, jüdischen Friedhof drücke ich mich durch die Hecke,denn er liegt wundervoll in einem Wäldchen. Die Gräber sind bemisst und ein Buschwindröschen- Teppich blüht zu ihren Füßen. Ein herrlich friedlicher Ort.
Nach einer weiteren Pause geht es endlich in einen Wald und als ich an einen Abzweig zu meiner Schlafstatt finde, nehme ich den direkten Weg,cda ich schon am ersten Tag Kilometer fresse und meine Füße in den wetterfesten Wanderschuhen schwitzen und brennen.
Über Facebook habe ich ein Bett bei einer Pilgerin angeboten bekommen. So kommen ich nach Schmalnau und kaufe noch ein paar Tulpen, bevor ich bei Lotta und ihrem Mann vor dem Haus stehe.
Ich werde herzlich von Beiden begrüßt und wir finden beim Kaffee sofort das Gespräch über Pilgern, Kinder, Wohnmobilurlaub...es ist phantastisch. Ein Sohn kommt später auch noch dazu und die Gespräche versiegen nicht. Nach einem üppigen Abendessen und Geplapper Falke ich müde ins Bett und habe die erste Blase.
Am nächsten Morgen gibt es ein großes Frühstück und ein Lunchpaket. Lotta zieht die Schuhe an und geht die ersten Kilometer mit mir und würde am Liebsten mitkommen. Das wäre schön, denn wir verstehen und gut. Doch sie hat erst später Zeit und geht den Camino Portogues im Mai. Es ist herrlich: Einmal Pilger, immer Pilger. Also verabschieden wir uns herzlich an einem Biergarten und jeder geht seinen Weg. Meiner führt wieder über viel Asphalt nach Gersfeld,cwo ich meine erste Pause einlegen.



Dann endlich geht es durch einen Wald und ich bleibe so viel wie möglich auf Wald- und Wiesenwegen, auch wenn ich da den JW manchmal verlasse. Ich laufe an vielen Quellen vorbei, durch Wälder und über Wiesen. Oft geht es bergauf und dann wieder bergab. Langsam kommt mein Kopf auf dem Pilgerweg an und ich genieße Laufen und die Natur. Später mache ich in der Sonne eine Pause und eine Familie mit zwei Kindern kommt vorbei. Die Jüngere fragt, was ich mache. Ich antworte Pause. Das will sie auch und setzt sich neben mich und wir unterhalten uns. Sie fragt viel nach und so rede ich mit einer Achtjährigen über das Pilgern und sie ist herrlich neugierig.
Die letzten Kilometer geht es auf den Kreuzberg, wo ich den Gipfel erklimmen und in die Klosterkirche gehe. Ein Stempel von der Rhön und einer vom Kloster Zieten nun meinen Pass.
Am Kloster werde ich von einem lieben Ehepaar, dass ich auf meinem letzten Camino kennenlernt abgeholt. Sie wohnen in der Nähe und haben mich eingeladen bei ihnen zu nächtigen. Ich finde es grandios und freue mich beide wiederzusehen. Natürlich sind wir auch gleich am Reden. In ihrem großen Haus begrüßen mich die beiden Enkelkinder (8,13) und stellen auch viele Fragen. Bei Kaffee und super leckeren Nussecken plaudern wir uns dann dusche ich und meine Sachen kommen in den Genuss der Waschmaschine. Heute wieder Pilger- Komplett-Programm gebucht. Ich bin einfach nur dankbar, dass mein Weg so gut beginnt. Da ist auch die nächste neue Blase nicht so schlimm.
Nach einem leckeren Abendessen spielen wir alle zusammen " Hitster" und haben viel Spaß zusammen. Dann geht es wieder rechtschaffend müde ins Bett. Ich genieße die Stunden und finde es immer wieder faszinierend wie der Camino verbindet.
PS: Rechtschreibfehler bitte ich zu überlesen, da ich nur jetzt noch W- LAN habe und starten will. Dankeschön. Übrigens je nach Zeit und W- LAN kommt der Blog in 3-4 Tagen und dazwischen geht es mir trotzdem gut.😊
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