Es wird immer heißer

 Der Pausentag war wirklich ein Pausentag, denn die Hitze hat mich einfach im Haus gehalten. Morgens habe ich ein wirklich leckeres und reichhaltiges Frühstück bekommen.


Danach sitze ich auf dem Balkon und lese. Der Wind weht leicht und so lässt es sich aushalten.

Ich repariere meinen Schlafsack, döse ein bisschen im Zimmer und 14 Uhr bekomme ich eine Nachricht von Ursula, dass sie gleich da ist. Ich laufe zum Hafen und warte bei Kaffee auf sie und dann ist sie da. Wir freuen uns beide, uns nun kennenzulernen und nicht allein durch die Gegend zu laufen. Sie ist 55 Jahre und ist Anfang Mai in Zürich gestartet. Da ich in Budapest so gebummelt habe, hat sie aufgeholt und wir haben uns sofort viel zu erzählen. Es gibt soviele ähnliche und andere Erlebnisse, dass wir oft auch lachen. Ich glaube das passt mit uns.


Nachdem sie etwas gegessen hat laufen wir zur Unterkunft und sie duscht. Nach einer Pause laufen wir zur orthodoxen Kirche und gegen in die Messe. Der Pfarrer ist groß, hält sich sehr gerade und hat eine tiefe, sonoren Stimme mit der er singt. Die Texte werden rasend schnell gelesen und immer wieder wechselt es mit Gesang. Auch wenn ich kein Wort verstehe und der Weihrauch - Geruch kaum erträglich ist, ist es faszinierend schön.
I'm Anschluss gehen wir zu ihm und bitten um einen Pilgerstempel, den er uns im Büro gibt. Wir unterhalten uns und erfahren, dass die Kirche erst in den 90-iger Jahren erbaut wurde. Apatin war eine reiche Stadt, denn nicht nur eine große Brauerei ist hier ansäßig, sondern hier gab es eine große Ziegelbrennerei. Von einigen Wohlstand ist nur die Kirche geblieben. Die Leute ziehen der Arbeit hinterher.


Wir gehen noch etwas essen und sitzen an der Donau. Dann laufen wir noch in die City und essen Eis. Der Hauptplatz ist voller Familien und alle sind draußen, weil es immer noch sehr warm ist.



Dann gehen wir auch zeitig schlafen, wollen wir doch 6 Uhr starten, da 34° angesagt sind.

Pünktlich 6 Uhr, nach deutscher Pünktlichkeit und Schweizer Uhrwerk, starten wir. I'm Bäcker kaufen wir ein Teilchen, am Hotel bekommen wir einen Kaffee und dann laufen wir an der Donau entlang, bis wir an einem bewachsenen Feldweg abbiegen.


Es wird schnell heiß und es gibt kaum Schatten. Wir unterhalten uns und dabei schaue ich natürlich zu Ursula und als wir die erste Trinkpause unter einem Baum machen, sehe ich, dass ich an einem blühenden Sonnenblumenfeld vorbei gelaufen bin, da es hinter mir war. Oh wie schade, ich bin traurig und ärgere mich wegen meiner Unachtsamkeit. Aber zurück nimmer.
Dann geht es nur noch durch Maisfelder und Sojabohnenfelder. Wir können zu einem Solebrunnen, der völlig allein in der Landschaft steht. Es könnte faulig riechendes Schwefelwasser raus und so wasche ich nur die Hände und trinke die zweite Wasserflasche fast aus. An einem einsamen Gehöft ist leider niemand den wir um Wasser bitten können.
Danach müssen wir auf den geteerten Damm auf dem die Hitze flimmert. Es ist richtig, richtig heiß und der Hitzeausschlag stellt sich ein und juckt.


Als wir der Donau näher kommen, hören wir Stimmen im Wald und folgen diesen. Wir kommen an einen versteckten Wohnwagen - Stellplatz und staunen über diese Anlage.


Vor einem dieser Wagen sitzen zwei ältere Männer und wir fragen, ob es hier irgendwo was zu trinken gibt. Nein zu kaufen gibt es nichts, aber Wasser, Kaffee, Tee oder Schnaps können wir bei ihnen bekommen. Setzt euch. So sitzen wir bei Jakob der den Kaffee kocht und Zoltan, der deutsch spricht und uns Wasser und Ursula einen Schnaps hinstellt. Ziemlich schnell sind 1,5 l Wasser alle und Nachschub kommt. Wir bedanken uns für " Jakobs Café" der ist wirklich gut und Zoltan erklärt ihm den Witz dabei. So lachen wir zusammen. Wir dürfen uns nicht Wasser mitnehmen und sind den Beiden undenkbar dankbar.


Wir verabschieden uns und gehen zurück auf den Damm. Dann laufen wir auf einer Straße direkt an einem Grenzübergang nach Kroatien entlang. Die Mülleimer Quellen über, überall liegt Müll und ein paar schiefe Hütten stehen am Rand. Ich laufe ein Stück vor Ursula und plötzlich höre ich ein Bellen. Ein weißer Hund rennt kläffend auf Ursula zu, zwei weitere folgen. Ursula hat den Mut sich Hinzubeugen und versucht den Hund zu beruhigen. Er rennt weg, kommt wieder und wieder, bis ihm ein Auto fast anfährt. Erst da laufen alle weg. Ich stand völlig hypnotisiert und konnte gar nichts tun, war aber auch aus deren Blickfeld. Ein Autofahrer bietet uns an, uns mitzunehmen, aber wir lehnen dankend ab. Sie sind ja weg 
Nun sind es nur noch ein paar Kilometer bis zum Ziel. Der Weg wird nochmal richtig staubig und an einem Kreuz sehe ich dann mein sonnengelbes Blumenmeer. Ich bin völlig aus dem Häuschen und freue mich. Ursula ist fassungslos über meinen Ausbruch, macht aber trotzdem ein paar Bilder und zweifelt an meiner Gesundheit.🫢 Ihr macht die Hitze echt zu schaffen und ich Kreise im Sonnenblumenfeld in der Kanalligen Sonne und freue mich. Sie will nur noch in den Schatten.




Wir können nach Bogojevo und der Ort sieht traurig aus. Viele kaputte, verlassene Häuser. An unserem Appartement werden wir erwartet und erfahren, dass der Chef erst 19- 20 Uhr kommt. Wir duschen und ich bin überall mit Hitze Pusteln übersät, obwohl ich 4,5 l Wasser über den Tag verteilt getrunken habe. Verrückt.
Dann treibt uns der Hunger in ein sehr großes, neues, traditionell gestaltetes Restaurant. Der Kellner spricht gut deutsch und fragt was wir wollen. Wir erklären gern viel essen und trinken und bitte vegetarisch. Er empfiehlt uns Grillgemüse, Fetakäse und einen serbischen Sahnekäse mit Brot. Das nehmen wir 



Nach einer Verdauungspause überredet er uns noch zum Dessert und das passt wirklich auch noch rein. Zwischendurch plaudern wir sehr nett mit Branko, der in Hannover geboren wurde und nach der 5. Klasse mit seinen Eltern zurück nach Jugoslawien gegangen ist 

Am Ende fragen wir nach einem Stempel für unsere Pilgerausweise. Leider hat die der Chef im Büro und der ist nicht da. Ich sage, wenn du bis zur 5. Klasse in Deutschland zur Schule gegangen bis, hattest du doch zeichnen. Male uns doch bitte ein Bild in den Ausweis. Er macht es gerne.



Dann zahlen wir die Rechnung und geben ein sehr großzügiges Trinkgeld, das Branko meint, dass sei zuviel. Doch wir sind der Meinung, dass er es verdient hat, denn wir hatten ein super leckeres Essen und einen schönen Abend Dank seiner Unterhaltung.
Zurück in der Unterkunft warten wir auf den Vermieter und als alles geklärt ist, gehen wir schlafen. Morgen sollen 36-39°C werden und da wollen wir sehr früh starten.

3:40 Uhr klingelt der Wecker und 4 Uhr schließt Ursula unsere Tür zu. Die Dämmerung hat gerade eingesetzt.


Wir laufen aus dem Ort an einer schon, für die Uhrzeit, gut befahrenen Straße. An der letzten Querstraße sehe ich in einiger Entfernung drei Hunde und sie sehen uns, laufen kläffend los und wir laufen schneller. Das Gebellt verfolgt uns, aber sie trauen sich nicht auf die Straße. Gott sei Dank! Der Sonnenaufgang ist wunderschön.
Am Wegesrand blüht eine Stockrose und ich genieße die frühe Stunde. Es ist schön warm, aber noch nicht zu warm.





Über einen Fluß laufen wir nach ...


Auf der Hauptstraße kommen uns auch drei Hunde kläffend entgegen und wir flüchten in die um 6 Uhr gerade geöffnete Bäckerei. Leider gibt es in Serbien in den Bäckereien keinen Kaffee, aber einen wunderbar fluffigen Blätterteig mit Marillenfüllung. Köstlich.
Als wir weitergehen hält ein Auto neben uns und ein rundlicher Mann fragt, wo wir hin wollen und wo wir herkommen. Wir erzählen es. Und was macht ihr hier?; war seine nächste Frage. Wir haben gefrühstückt aber leider keinen Kaffee gefunden. Er sagt, wir sollen zur Bäckerei gehen, da gibt es Kaffee. Nein, da waren wir doch. Er sagt, doch er kocht uns welchen, er sei der Bäcker! Aber er meint nicht diese Bäckerei, sondern  50 m links sei seine. Er muss nur seiner Frau Medikamente bringen. Wir gehen zurück und er ist auch schon da und kocht uns starken, türkischen Kaffee. Wie erfahren seine Geschichte. Attila ist eigentlich Ungarn, musste aber Serbe werden, damit er seine Bäckerei eröffnen konnte. Von Bezahlung will er nichts wissen. Wir sagen danke und laufen weiter. Es wird hell und wärmer und wir kommen an Sonnenblumenfeldern vorbei. Ich bin sofort glücklich und dämpfe meine Euphorie, weil Ursula wohl gestern etwas verwirrt über meine Begeisterung war. Aber ein Foto muss sie trotzdem machen. 😄



Von der Straße geht es an einen Kanal und der Weg ist etwas schattig, denn inzwischen hat die Sonne schon Kraft.



Hier gibt es wieder viel zu sehen und zu bestaunen. 





Allerdings wird es später stachelig und unwegsam und wir sind falsch. Zurück. 


Hier sollten wir abbiegen, aber das Dickicht ist undurchdringlich.


Der zweite Versuch nach genauerem GPS ist ebenso erfolglos. Ein Blick auf die Karte zeigt, dass der verkrauteten Wiesenweg auch zum Ziel führen muss. Also los und durch.



Wir schaffen es und kommen an einer Teichwirtschaft raus, wo trotzt Luftzufuhr ein paar Fische bäuchlings schwimmen. Bevor wir darüber nachdenken können, kommen schon wieder 2 Hunde bellend angerannt. Ursula bläst in ihre Pfeife, ich drücke meinen Hundeschreck und die Beiden halten Abstand. 


Die Hitze ist inzwischen unerträglich und das Wasser rinnt nur so durch die Kehle. In Mali
Bac setzen wir uns vor ein geschlossenes Restaurant in den Schatten und holen uns im Laden eine Erfrischung.


Vorbei an der alten Burg laufen wir dann nach Baç ein und besuchen das Franziskaner Kloster, wo nur noch ein Bruder wohnt. Da Ursula fließend Italienisch spricht, ist der Bruder offen für eine Führung durch das Kloster und seine Geschichte.







Dann suchen wir unser Quartier auf und sehen, dass 38° C um 14 Uhr sind. Wahnsinn. Kein Wunder dass die Haut überall blüht. Hitzefrieseln noch und nöcher.
Nach einer Pause suchen wir vergeblich ein serbisches Restaurant und landen in einem Buffett. 
Die Organisation ist etwas umorganisiert, doch wir bekommen unseren Salat und auch ein Getränk. Statt sich aber um unsere weiteren Wünsche zu kümmern (wir sind die einzigen Gäste) setzen sich die Damen hin, starren auf Fernseher und Handy und qualmen uns zu. Hoppla, wir flüchten.



Da wir noch nicht satt sind, laufen wir zu einer "Pizzeria" und teilen uns eine lasche, flache, zähe Margarita. Oh weh, was hatten wir gestern für Glück. Heute ist es echt Servicewüste.



Wir gehen zurück und ins Bett. Das angesagte Gewitter kommt nicht und so soll heiß bleiben. Also morgen wieder früh aufstehen.

Kommentare

  1. Bei uns ist es auch üb. 30°C, nur ich muß nicht mit Gepäck laufen.
    Die Freude über die Sonnenblumen kann ich verstehen, liebe ich auch. Und Hunde sehe ich auch lieber hinter dem Zaun.eich eine frische und heile weiterlauf und seid behütet. L. G. Regina

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  2. Dankeschön. Wir bleiben cool 😎

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